Schlafen Frauen anders als Männer?

8. März ist Weltfrauentag! Der internationale Aktionstag ist mittlerweile in zwei deutschen Bundesländern offizieller Feiertag und steht für die historischen, kulturellen Errungenschaften von Frauen sowie die Aufklärung und Sensibilisierung für die Gleichstellung von Frauen – auch im Bereich der Gesundheit, wo es geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. Wir gehen daher der Frage nach: Schlafen Frauen anders?

Es deutet einiges darauf hin: Laut einer Studie von britischen Wissenschaftler:innen haben Frauen einen höheren Schlafbedarf als Männer und brauchen tatsächlich 20 Minuten mehr Schlaf pro Nacht1. Daneben beeinflussen zahlreiche Faktoren wie etwa der Hormonhaushalt, altersbedingte Veränderungen oder aber psychische Belastung den Schlaf bei Frauen und führen dazu, dass sich dieser über die Jahre verändert.

Multitasking kann für erhöhten Schlafbedarf sorgen

In der Studie zeigte sich, dass Frauen mehr Schlaf als Männer benötigen. Aber warum? Der Grund könnte das Multitasking vieler Frauen sein. Denn dadurch muss das weibliche Gehirn im Laufes des Tages flexibler und anstrengender Arbeiten.

Und je mehr der Mensch sein Gehirn nutze, desto mehr Schlaf brauche er – eine logische Konsequenz laut Jim Horne, Autor der Studie und Direktor des renommierten Loughborough Sleep Research Center in Großbritannien. Eine der Hauptfunktionen von Schlaf sei es, der Schaltzentrale des Körpers Erholung zu gönnen. Das Forscherteam rund um Jim Horne geht sogar so weit zu behaupten, dass selbst ein Mann, der einem anspruchsvollen Beruf nachgehe, weniger Schlaf brauche als eine Frau, da ihr Gehirn wesentlich komplexer aufgebaut sei.1

Schlafstörungen sind unter Frauen weiter verbreitet, als unter Männern

Doch auch wenn der weibliche Teil der Bevölkerung mehr Schlaf benötigt, heißt das nicht automatisch, dass sie ihn auch bekommt. Denn: Fast jede zweite Frau schläft schlecht. Das zeigt eine weitere Studie der Universität Leipzig. Sie belegt, dass 42 % der Frauen aber nur 29 % der Männer unter Schlafproblemen leiden.6

Mit dem Alter nimmt die Schlafqualität ab

Und das hat mehrere Gründe. Der Schlaf verändert sich im Alter – bei beiden Geschlechtern. Normalerweise stellt die Zirbeldrüse im Zwischenhirn abends und nachts drei- bis zwölfmal so viel Melatonin her wie tagsüber. Wenn wir älter werden, lässt die Produktion nach und wir schlafen schlechter. Darüber hinaus können sich körperliche Beschwerden oder die Einnahme bestimmter Medikamente negativ auf den Schlaf auswirken.5 Neben diesen Faktoren sind Frauen körperlichen und psychischen Belastungen ausgesetzt, die ihren Schlaf obendrein beeinträchtigen können.

Hormone stören den Schlaf bei Frauen zusätzlich

Die Gründe für Ein- und Durchschlafstörungen von Frauen mit zunehmendem Alter sind vielschichtig: Vor allem hormonelle Schwankungen beeinflussen den Schlaf bei Frauen von der Pubertät, über die Schwangerschaft, bis in die Wechseljahre.2 Die weiblichen Sexualhormone sorgen dafür, dass viele Frauen während der Periode unruhiger und weniger tief schlafen. Auch die Hormone der Antibabypille können die Nachtruhe beeinflussen, denn sie sind für weniger Tief- und mehr Leichtschlafphasen verantwortlich. Darüber hinaus haben Frauen häufiger Probleme mit der Schilddrüse als Männer. Bei einer Überfunktion kommt der Körper nicht zur Ruhe, bei einer Unterfunktion sind die typischen Anzeichen Müdigkeit und ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Vor allem in den Wechseljahren verändern sich die Hormone und bescheren vielen Hitzewallungen und schlaflose Nächte.3 Haben Frauen die Menopause hinter sich, können weitere Schlafräuber ins Spiel kommen: So schnarchen Frauen im mittleren Alter mit niedrigem Östrogen- und Progesteronspiegel häufiger und berichten zusätzlich über Symptome einer Schlafapnoe.7 Studien belegen außerdem: Bei adipösen Damen in der Postmenopause ist diese Form der Schlafstörung mit 4 % ähnlich häufig wie bei Männern.4

Nachts dreht sich das Gedankenkarussell

Neben den Hormonen beeinträchtigt auch die Psyche den Schlaf von Frauen. Die Mehrfachbelastung durch Arbeit, Familie und Haushalt kann für schlaflose Nächte sorgen. Aber auch Ängste rauben Frauen den Schlaf – etwa vor dem Alter und dem Alleinsein, so Psychologin Inga Margraf. Bei vielen bleibe eine Leere zurück, wenn die Kinder flügge würden und sie nicht mehr brauchten. Das belegen auch Zahlen des Allensbacher Institutes. Sie zeigen, dass berufstätige Mütter über 45 viel besser schlafen als Hausfrauen im gleichen Alter.2

Auch wenn sich der Schlaf von Frauen und Männern unterscheidet, gilt eines für alle gleich: Die bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Schlaf und das Achten auf Anzeichen von Schlafproblemen ist das beste Mittel, um nachhaltig für einen gesunden und guten Schlaf zu sorgen sowie frühzeitig gegensteuern zu können, wenn der Schlaf doch einmal aus dem Gleichgewicht gerät.

Schlaf gut!

Quellen:
  1. myself.de, „Studie: Darum brauchen Frauen mehr Schlaf als Männer“, abgerufen am 21.2.2023
  2. gesundheit.de, “Frauen schlafen anders“, abgerufen am 21.2.2023
  3. sleepscore.com, “How Does Women’s Sleep Change Through the Years?”, abgerufen am 21.2.2023
  4. aerztezeitung.de, „Schlafstörung bei Frauen – an Schlafapnoe wird selten gedacht“, abgerufen am 21.2.2023
  5. wechseljahre-verstehen.de, „Schlafstörungen in den Wechseljahren“, abgerufen am 21.2.2023
  6. uni-leipzig.de: „Leipziger Studie: Frauen schlafen schlechter als Männer“, abgerufen am 22.2.2023
  7. Sigurðardóttir ES, Gislason T, Benediktsdottir B, et al. „Female sex hormones and symptoms of obstructive sleep apnea in European women of a population-based cohort“. PLoS One. 2022;17(6):e0269569. Published 2022 Jun 22. doi:10.1371/journal.pone.0269569, abgerufen am 22.2.2023